Beim täglichen Blick auf Facebook, Nachrichten, ZIB und Tagesschau fällt mir eine Gemeinsamkeit zwischen allen politischen Bestrebungen auf. Es ist der Versuch, in der Zeit zurück zu reisen. Liebe „Politiker“ (weltweit – vom gelifteten Fernsehmogul über GroKo-statt-Veränderung-Verfechter bis hin zum Wig-gekrönten Immobilien-Herrscher), das haben schon andere vor euch probiert, zumindest kalkuliert. Leute, mit weitaus mehr natürlicher Rechenleistung zwischen den Ohren.
Eure Versuche erinnern eher an Alchemie. Bisschen was populistisches mit einer Prise „rechts“ (ui, das war eine Nuance zu viel, macht nix, den Leuten schmeckt‘s), ein Schuss Nationalismus und Europafeindlichkeit, dazu eine ordentliche Portion leere Versprechungen, eine verführte Teenagerin, das Schamhaar einer Pornodarstellerin, das Blut eines Regimekritikers, ein Schnipsel zensurierte Wahrheit, frische, syrische Granatsplitter, ein russischer Algorithmus und für den fahlen Geschmack, ein Stück deutsche Eiche bei Vollmond und geistiger Abwesenheit gefällt. Fertig ist der Trunk für die Reise zurück in die guten, alten Zeiten. Wohl bekomm‘s.
Vorschlag: Diejenigen, die dorthin zurück wollen wohin ihr verklärter, sehnsüchtiger Blick sie zieht, können gerne abreisen. Ich bleib hier. Dann ist die Welt auch schöner, achtsamer, innovativer und freudiger als das Paralleluniversum, wo sich jene aufhalten, die heute die Geschicke dieser Welt lenken und nach ihrer alleinigen Auffassung manipulieren, nicht gestalten. Aber es braucht keinen bitteren, alchemistischen Trunk um unsere Zeiten zu vergolden – wir haben alles in uns.
Was zur heutzutage in der Welt passiert ist eine heftige Eruption alter Systeme. Diese und ihre menschlichen Komponenten wollen nur eins: den alten Status Quo aufrechterhalten oder wiederherstellen, aus Angst vor Veränderung. Hätte ich auch an deren Stelle. Denn diese Veränderung ist definitiv nicht in ihrem Sinne. Aber, wie wir wissen sind zwei Dinge nicht möglich: die Zeit aufhalten oder in der Zeit zurück zu reisen.
Wir wissen das. Wir.